Überschreitung des neuen Trinkwasser-Leitwerts für Strontium in den Wasserwerken Schelpetal und Albaxen
Diese Information gilt nur für Höxter!
Im Mai 2023 hat das Umweltbundesamt (UBA) eine Liste von Trinkwasser-Leitwerten veröffentlicht, die für das Element Strontium einen Leitwert von 2,1 mg/l im Trinkwasser festlegt. Ein Trinkwasser-Leitwert definiert die Konzentration eines Stoffes im Trinkwasser, die bei lebenslangem Konsum von angenommenen 2 Litern täglich zu keinerlei gesundheitlicher Beeinträchtigung führen soll.
Im Rahmen der vorsorglichen Überwachung von Roh- und Trinkwässern aus den Wasserwerken der VGW GmbH auch in Höxter wird bereits seit einiger Zeit u. a. auf Strontium untersucht. Die in den Trinkwässern der Wasserwerke Schelpetal und Albaxen gemessenen Konzentrationen von Strontium liegen dabei im langjährigen Mittel im Bereich von 3,5 mg/l (Schelpetal) bzw. 2,6 mg/l (Albaxen) und somit nur geringfügig über dem Leitwert von 2,1 mg/l.
Ursprung und Eigenschaften von Strontium
Strontium ist ein chemisches Element und gehört zu Gruppe der sog. Erdalkalimetalle. Strontium kommt als Bestandteil von Mineralien (z. B. Coelestin, Strontianit) relativ häufig in der Natur vor. Chemisch ist Strontium eng verwandt mit Calcium und verhält sich in vieler Hinsicht sehr ähnlich. In der Natur kommen praktisch nur nicht-radioaktive, stabile Strontium-Isotope vor. Es gibt allerdings auch radioaktive Varianten, die in der Vergangenheit durch z. B. Kernwaffentests oder den Tschernobyl-GAU freigesetzt wurden.
In Bezug auf das Trinkwasser und den Leitwert ist es äußerst wichtig, dass es ausschließlich um das nicht-radioaktive Strontium geht! Radioaktive Strontium-Isotope spielen aufgrund der äußerst geringen Menge in der Umwelt für die Trinkwasserversorgung keine Rolle.
Strontium wird durch natürliche Auswaschung von Gestein aus den entsprechenden Mineralien herausgelöst und gelangt so in das Grundwasser. Eine Freisetzung aus industriellen Prozessen spielt in der Regel nur eine untergeordnete Rolle und ist insbesondere für die Einzugsgebiete der betroffenen Wasserwerke nicht zu vermuten. Eine räumlich stark unterschiedliche Belastung des Grundwassers („Hot Spots“) ist dabei nicht untypisch und passt zu den im Raum Höxter zu beobachtenden deutlich unterschiedlichen Situationen in räumlich relativ nah beieinander liegenden Wasserwerken.
Regulatorische Vorgaben zu Strontium im Trinkwasser
Die Trinkwasserverordnung (TrinkwV) enthält aktuell keinen Grenzwert für Strontium. Für Stoffe, die nicht explizit im Rahmen der TrinkwV geregelt sind, kann das UBA u.a. sog. Trinkwasser-Leitwerte festlegen. Diese Leitwerte basieren auf wissenschaftlichen Daten aus toxikologischen Studien. Sie sind so festgelegt, dass bei einem lebenslangen Konsum von angenommenen 2 Litern Trinkwasser täglich eine gesundheitliche Schädigung durch eine Substanz sicher ausgeschlossen werden kann. Für Strontium hat das UBA einen Trinkwasser-Leitwert von 2,1 mg/l aus den verfügbaren toxikologischen Daten abgeleitet.
Toxikologisch steht bei Strontium eine mögliche Schädigung der Knochenstruktur insbesondere bei Kindern und Jugendlichen, die sich noch im Wachstum befinden, im Vordergrund. Aufgrund seiner chemischen Ähnlichkeit zu Calcium kann es bei deutlich über dem Leitwert liegender und langfristiger Strontium-Aufnahme zu einem Austausch von Calcium gegen Strontium in den Knochen und/oder Zähnen kommen; dies kann zu Rachitis-ähnlichen Symptomen führen.
Kein Risiko für Verbraucher*innen
Das Trinkwasser aus den Wasserwerken Schelpetal und Albaxen kann weiterhin wie gewohnt ohne Einschränkungen zum Trinken, zum Kochen und für alle anderen Zwecke im Haushalt verwendet werden.
Die Strontium-Konzentrationen in den Trinkwässern der Wasserwerke Schelpetal und Albaxen liegen im langjährigen Mittel nur geringfügig über dem Leitwert des UBA von 2,1 mg/l. Eine akute schädliche Wirkung von Strontium ist bei einer zeitweisen Aufnahme in Konzentrationen, die nur geringfügig über dem Leitwert liegen, nicht zu erwarten.
Die Strontium-Werte im Trinkwasser werden auch weiterhin engmaschig überwacht.
Die Wasserversorgung Höxter GmbH steht bezüglich dieser Überwachung im regelmäßigen Austausch mit dem zuständigen Gesundheitsamt des Kreises Höxter.
Aktuell werden bereits Maßnahmen zur Verbesserung der Trinkwasserversorgung der Gas- und Wasserversorgung Höxter GmbH getroffen. Dazu gehören eine Außerbetriebnahme des Wasserwerks Albaxen und die Vermischung des Trinkwassers aus dem Wasserwerk Schelpetal mit Trinkwässern aus anderen Wasserwerken. Nach Abschluss der dazu notwendigen baulichen Maßnahmen ist von einer sicheren Einhaltung des Strontium-Leitwerts im Trinkwasser im Versorgungsgebiet der Gas- und Wasserversorgung Höxter GmbH auszugehen.