Gelsenwasser plant den Bau von drei neuen Trinkwasser-Transportleitungen zwischen Beckum und Rietberg-Varensell. Ziel ist, die Trinkwasserversorgung im Bereich der Vereinigten Gas- und Wasserversorgung GmbH (VGW) (Geseke, Rheda-Wiedenbrück, Rietberg, Verl) und ggf. in weiteren OWL-Kommunen langfristig zu sichern. Im ersten Schritt soll die „OWL-Leitung“ von Beckum nach Oelde das Gelsenwasser-Rohrnetz mit dem VGW-Netz verbinden. Voraussichtlich ab Ende 2027 soll Trinkwasser aus dem Ruhr-Wasserwerk Echthausen durch die „OWL-Leitung“ nach Ostwestfalen fließen. Das Planfeststellungsverfahren bei der Bezirksregierung Münster wird in Kürze beginnen und in der Folge werden die Planfeststellungsunterlagen öffentlich ausgelegt. Ca. sechs Monate nach Einreichung ist ein Erörterungstermin vorgesehen, der Planfeststellungsbeschluss wird nach ca. einem Jahr in 2025 erwartet.
Informationen und erklärende Videos zum Leitungsbau gibt es auf gelsenwasser.de
Der Weitertransport des Wassers von Oelde in das VGW-Gebiet ist mit der dort bestehenden Leitung „Oelder-Leitung“ (40 cm Durchmesser) jedoch begrenzt. „Für den künftig steigenden Wasserverbrauch durch zusätzliche Siedlungen und Betriebe sowie niederschlagsarme Sommer in Folge des Klimawandels wird mehr Transportkapazität benötigt. Deshalb planen wir mit der „Wiedenbrücker Leitung" (80 cm Durchmesser) einen zweiten Leitungsabschnitt ab Oelde, der die Kapazität der bestehenden Leitung Richtung Rheda-Wiedenbrück ungefähr verdoppelt“, erläutert VGW-Geschäftsführer Björn Wölfel. „Die ‚Wiedenbrücker Leitung‘ soll 11 km lang sein. Sie wird nach jetziger Planung von der Bauernschaft Bergeler weiter zum Gewerbepark Aurea, unter der Autobahn A2 hindurch, entlang der Rentruper Straße bis zur Lippstädter Straße verlaufen. Dort werden wir sie, wenn alles nach Plan läuft, 2028 an das bestehende VGW-Netz anbinden“, so Gelsenwasser-Projektingenieur Lukas Holtmannspötter. Der Scoping-Termin bei der Bezirksregierung Detmold fand im November 2023 statt. Aktuell werden für diese Leitung die Planfeststellungsunterlagen erarbeitet, der Antrag soll 2025 eingereicht werden.
Mit dem dritten Leitungsbauprojekt „Varenseller Leitung“ schafft Gelsenwasser eine Verstärkung des VGW-Trinkwassernetzes. 2029 soll die neue, ca. 12 km lange Transportleitung (60 cm Durchmesser) in Betrieb gehen. Sie sichert die Wasserversorgung für Rietberg und Verl langfristig ab und ermöglicht auch zukünftig die Aufrechterhaltung der Versorgung, wenn eine andere Wasserbezugsquelle der VGW ausfallen sollte. Die „Varenseller-Leitung“ wird von der Lippstädter Straße in Rheda-Wiedenbrück bis zur Varenseller-Straße südlich von Rietberg-Varensell geplant. Am 10. Juli .2024 hat ein erster Informationsabend für die betroffenen Eigentümer stattgefunden. Gelsenwasser hat den aktuellen Planungsstand und die das weitere Vorgehen erläutert
Warum werden neue Wasserleitungen für das VGW-Gebiet benötigt?
Das anhaltende Wirtschafts- und Bevölkerungswachstum in Ostwestfalen sowie die Auswirkungen des Klimawandels führen in den letzten Jahren zu einem stetig steigenden Wasserbedarf. Auch die Pegelstände in den Brunnenanlagen vieler landwirtschaftlicher Betriebe sowie der Wasserwerke sinken deutlich. Die Planung neuer Siedlungsflächen sowie Entscheidungen über Ansiedlung und Art von Betrieben obliegen den Kommunen und Kreisen. VGW ist als zuständiges Versorgungsunternehmen in der Pflicht, die benötigten Wasserkapazitäten zur Verfügung zu stellen. Das ist eine große Herausforderung: Die Kapazitätsgrenzen der Wasserförderung in der Region sind teilweise bereits erreicht. Eine dauerhaft verstärkte Zulieferung durch die Partnergesellschaften in der Region, z. B. Wasserverband Aabach-Talsperre und Wasserversorgung Beckum, ist nicht möglich. Der Bau neuer Grundwasserwerke würde eine weitere Belastung der schon stark beanspruchten Wasserressourcen in Ostwestfalen bedeuten. Gelsenwasser versorgt die Kunden im östlichen Münsterland bis Beckum bereits aus Wasserwerken an der Ruhr, vor allem aus dem Wasserwerk Echthausen der Wasserwerke Westfalen GmbH (WWW). Die Talsperren des Ruhrverbands im Sauerland stützen den Wasserhaushalt der Ruhr. Hier bestehen langfristig die Kapazitäten, genug Trinkwasser für den Bedarf im VGW-Gebiet zu liefern.
VGW-Betriebsleiter Dr. Carsten Behlert: „Die neuen Leitungen zum und im VGW-Gebiet sind notwendig, um diese zukunftsfähige Anbindung herzustellen und die Verteilung der zusätzlichen Wassermengen in der Region zu ermöglichen.“
Auch wenn wir ein sehr nasses Winterhalbjahr 2023/24 verzeichnen konnten und sich die Oberflächengewässer sowie die oberen Grundwasserschichten wieder erholt haben, hält Gelsenwasser an den Planungen fest. Zukünftige Dürrephasen könnten das vorhandene System überlasten. Ohne die leistungsstarke Erschließung der neuen Wasserbezugsquelle, der Ruhr, würde sich die Situation in vielen Teilen von OWL weiter zuspitzen.
Rahmenvereinbarung mit dem WLV
Gelsenwasser und der Westfälisch-Lippische Landwirtschaftsverband e. V. (WLV) haben für die drei Leitungsbauprojekte eine Rahmenvereinbarung geschlossen. Gelsenwasser wird für die Inanspruchnahme landwirtschaftlicher Grundstücke im Rahmen einer gütlichen Einigung allen Grundstückseigentümern und Nutzungsberechtigten (Bewirtschaftern) die in der Rahmenvereinbarung gefassten Regelungen verbindlich anbieten. Inhalte sind u. a. Regelungen zu Entschädigungen, Flurschäden und Bodenschutz. Die Rahmenvereinbarung und die damit in Zusammenhang stehenden Verträge sollen die allgemeinen Grundsätze des zukünftigen, dauerhaften Miteinanders regeln.
Rheda-Wiedenbrück, 12. Juli 2024
Link zur Übersichtskarte der geplanten Leitungen